Atomstrom bringt keine Lösung des Klimaproblems

  • Atomstrom ist nicht CO2-neutral – und basiert auf endlichen Ressourcen.
  • Die Atomkraft ist eine hochkomplexe Technologie, die für einen breiten und schnellen Zubau ungeeignet ist.
  • Keine CO2-Reduktionsmassnahme ist ineffizienter, teurer und wirkt langsamer als die Investition in neue AKW.

Alle Prozessschritte der Uranaufbereitung verursachen CO2 – und Uran ist endlich. Ein Atomreaktor hat geringere CO2-Emissionen als ein Kohle- oder Gaskraftwerk. Das AKW ist jedoch nur eine kleine Station in der gesamten Urankette. Alle Prozessschritte der Uranaufbereitung, der Reaktorstilllegung und der Atommüllentsorgung sind sehr aufwändig und benötigen ihrerseits viel Energie – praktisch immer fossile Energie, die CO2 verursacht. Die sehr seltene Ressource Uran wird ausserdem knapp: Man geht davon aus dass hier noch vor dem Öl die Weltreserven erschöpft sein werden.

Atomstrom deckt lediglich 2% des Weltenergiebedarfs – und basiert auf einer hochkomplexen Technologie. Um 10% der weltweiten Kohlestromproduktion durch Atomstrom zu ersetzen, wären ca. 1000 zusätzliche AKW nötig. Dazu fehlt schlicht die Zeit: Planung und Bau eines neuen AKW dauern schnell 15 Jahre oder mehr. Spezialisten und Fertigungskapazitäten im Bereich der AKW sind rar und die Abhängigkeit von einzelnen Werken – z.B. für die Herstellung von Reaktordruckbehältern – gross. Wenn sich dann in diesen Werken Herstellungsmängel ergeben, wie jüngst im französischen Stahlwerk Creusot, können diese die ganze Branche in Mitleidenschaft ziehen. Die Komplexität und der Technologie ist nach wie vor sehr hoch, es braucht einen aufwändigen Aufsichtsapparat und viele Experten – da ist es viel sinnvoller in simplere Technologien zu investieren, die durch viel mehr Leute bedient werden können.

Keine Technologie ist so teuer und unbeliebt wie die Atomkraft: Eine Kilowattstunde aus einem neuen Atomkraftwerk kostet mindestens dreimal so viel wie Effizienzmassnahmen zur Einsparung derselben Menge. Und auch neue erneuerbare wie Wind- und Sonnenenergie ersetzen eine bestehende aus fossilen Quellen produzierte Kilowattstunde zu einem viel günstigeren Preis. Kommt hinzu, dass die Atomkraft in der Beliebtheitskala der Bevölkerung noch weit unter Windrädern oder anderen Alternativen rangiert und überall nur gegen grosse Widerstände eingeführt werden kann.

Es braucht schnelle und ehrliche Klimamassnahmen. Der Klimawandel schreitet voran. Ende 2015 wurden in Paris erstmals alle Länder in die Emissionsreduktion mit eingebunden, mit dem Ziel die globale Erwärmung nicht über 2° Celsius steigen zu lassen. Ein neues AKW steht aber frühestens 2030. Zu spät. Das CO2 muss jetzt reduziert werden. Und wer alte AKW mit neuen ersetzt, hat damit noch kein einziges Gramm CO2 eingespart. Wer ernsthaft das Klima schützen will, saniert den Gebäudepark, ersetzt Öl- und Elektroheizungen durch Holzheizungen und sorgt dafür, dass der VW Golf zwei statt sieben Liter verbraucht. Die Lösung heisst: Investition in Effizienz und (neue) erneuerbare Energien. Der Zubau der neuen Erneuerbaren ist alternativlos, die Atomkraft verhindert hier höchstens eine schnellere Fokussierung und damit früher einsetzende economies-of-scale-Effekte bei den Erneuerbaren.

Position der SES

Position zu Klimaschutz