Keine funktionierende neue AKW-Technologie in Sicht
- Neue AKW-Technologien sind vor allem Prestigeobjekte der Atomindustrie – und Abfallprodukte aus der Atomwaffenforschung.
- Keines der Konzepte, die heute diskutiert werden, kann die Probleme der Atomtechnologie lösen.
Restrisiko und Atommüll bleiben ein unlösbares Problem
Die Atomindustrie hofft auf Reaktoren der Generation IV. Diese sollen sicherer und effizienter sein, und erst noch weniger radioaktiven Müll produzieren. Kernspaltung erzeugt aber immer radioaktives Material. Das ist eine physikalische Gesetzmässigkeit. Eine gefährliche Freisetzung kann also nie ganz ausgeschlossen werden. Und selbst EntwicklerInnen der Generation IV gehen davon aus, dass die zukünftigen Reaktoren weiterhin langlebige radioaktive Abfälle erzeugen werden.
Neu AKW-Technologien sind bis heute leere Versprechen der Atomindustrie
Bei den sogenannt «Schnellen Brütern», die heute meistens unter der Generation IV subsumiert werden, wird versucht während der normalen Kernspaltung ebenfalls vorhandenes nicht-spaltbares Material in spaltbares umzuwandeln und so im Optimalfall mehr Brennstoff herzustellen, als gleichzeitig verbraucht wird. Die schnellen Brüter sind wegen wirtschaftlichen und sicherheitstechnischen Gründen jedoch wieder verschwunden: Kein Reaktortyp ist so komplex, teuer aber auch gefährlich wie ein Brüter. Verschiedene Small and Modular Reaktor (SMR)-Konzepte sind seit den 50-Jahren bekannt. Sie wurden aber bisher aber nur auf Computer simuliert.
Ebenfalls im Zuge der Generation IV werden so genannte Thoriumreaktoren oder Flüssigsalzreaktoren genannt. Dabei handelt es sich um einen alternativen Brennstoff, kein eigentliches Reaktorkonzept. Die Forschung daran steckt jedoch noch in den Kinderschuhen und ob solche Reaktoren jemals wirtschaftlich interessant werden, ist völlig unklar. Auch die Kernfusions-Technologie ist eine Technologie, die oftmals ins Spiel gebracht wird. Der europäische Test-Kernfusionsreaktor in Südfrankreich kämpft jedoch mit gewaltigen technischen Schwierigkeiten und wird - sofern er denn überhaupt fertig wird - nicht die in ihn gesetzten Hoffnungen erfüllen.
Auch mit viel Optimismus wird die Forschung im Bereich der Thorium-Technologie frühestens in 20-30 Jahren Resultate zeitigen, das sagen die Forschenden selbst. Für den Klimaschutz ist das zu spät. Daneben ist die dezentrale Stromproduktion auf Basis von erneuerbaren Energien auch schon alleine aus Sicht Versorgungssicherheit (kein Klumpenrisiko) und ethischer Sicht (geringere Abhängigkeit von einzelnen Industriegiganten und monopolisierenden Rohstoffhändler) zu befürworten. Die in diesem Sinne propagierten Mini-Nukes sind ebenfalls ein Rohrkrepierer: Die derzeitige Weltlage lässt die Sicherheitsanforderungen an Anlagen mit gefährlichen, radioaktiven Stoffen (die übrigens auch bei Thorium-Reaktoren in verringertem Masse weiterhin anfallen) eher steigen denn sinken. Jede Kleinanlage unter eine behördliche und sicherheitstechnische Aufsicht stellen zu wollen, ist schlicht nicht wirtschaftlich.
Die Brüterpleite Superphénix
Einer der wenigen Prototypen der Generation IV, der wirklich gebaut wurde, ist der Superphénix in Frankreich. 1975 begann der Bau in Creys-Malville. Damals prophezeite das französische Atomenergiekommissariat, dass bis zur Jahrtausendwende weltweit 540 Schnelle Brüter in Betrieb sein würden. Nach zehnjähriger Bauzeit ging der Superphénix erstmals in Betrieb. Doch es gab vor allem Probleme: In seinen 13 Betriebsjahren hat er nur gerade während insgesamt einem halben Jahres wie geplant Strom produziert. Das Abenteuer kostete 15 Milliarden Schweizer Franken.