Der älteste AKW-Park der Welt steht in der Schweiz!
- In der Schweiz steht das älteste AKW der Welt und der älteste AKW-Park der Welt
- Altreaktoren werden immer gefährlicher – und es gibt keine Erfahrungen auf ihrem Gebiet
- Fixe Lauftzeitbeschränkungen können das Problem lösen
Altreaktoren werden noch gefährlicher. Atomkraftwerke werden mit zunehmendem Alter immer gefährlicher. Sie durchlaufen eine sogenannten «Risiko-Badewanne-Kurve». Mit zunehmendem Alter versprödet das Material. Bei den AKW beschleunigt die Strahlung diesen Alterungsprozess zusätzlich und längst nicht alle Komponenten können ersetzt werden. Hinzu kommt, dass alte Reaktoranlagen eine veraltete sicherheitstechnische Auslegeordnung haben. Wie bei einem alten Auto kein ABS-System nachträglich eingebaut werden kann, können AKW aus den 60er und 70er Jahren nur begrenzt nachgebessert werden. Alte AKW bleiben trotz enormer Investitionen in die Sicherheit also alt und gefährlich.
» Lesen Sie mehr über Risiko Altreaktoren im E&U 1/13
» Lesen Sie das Interview mit dem Atomsicherheitsexperten Dieter Majer
In der Schweiz steht das älteste AKW der Welt. Die Schweiz betreibt mit Leibstadt und Gösgen zwei Alt-Reaktoren in, und mit Mühleberg und Beznau I&II drei Uralt-Reaktoren. Beznau I sorgt sogar für einen traurigen Rekord: Mit 45 Jahren ist es der älteste Reaktor der Welt. Entsprechend lang sind die Mängellisten. Nach Fukushima wurden vergleichbare Reaktoren in Deutschland vom Netz genommen. Zum Vergleich: Das weltweite Durchschnittsalter von AKW liegt bei 23 Jahren. Gebaut wurden die alten AKW für maximal 40 Jahre Betriebszeit.
Sicherheitsmarge schwindet. Grund zur Sorge bereitet die Abnahme der Sicherheitsmarge nach 40 Jahren Laufzeit, wie eine Studie des renommierten Nuklearexperten Yves Marignac vom World Information Service on Energy WISE-Paris am Beispiel des AKW Beznau exemplarisch zeigt. Die Einschätzung des Zustands der Anlage wird zunehmend schwieriger, während Materialien altern und Gefahren tendenziell zunehmen oder neue erkannt werden. Die ursprüngliche Sicherheitsmarge mit Nachrüstungen zu erhalten, ist eine Illusion.
Es braucht Lauftzeitbeschränkungen für AKW. Gemäss Bundesrat sollen die AKW "solange sie sicher" sind weiterlaufen. Verantwortlich für Beurteilung der Sicherheit ist die atomfreundliche Aufsichtsbehörde ENSI. Sie entscheidet auf Basis irgendwelcher Wahrscheinlichkeitsrechnungen und betreiberfreundlichen Gefährdungsannahmen (Erdbeben, Hochwasser, Flugzeugabstürze). Bei Nachrüstungen muss das ENSI sogar wirtschaftliche Interessen der Betreiber berücksichtigen.
Politik muss Verantwortung übernehmen. Ein «so lange laufen lassen bis es zu spät ist», können wir uns nicht leisten. Ein GAU in Mühleberg im Ausmass von Fukushima würde das ganze Schweizer Mittelland verseuchen und unbewohnbar machen. Dieser Gefahr setzen wir uns unnötigerweise aus: Die drei uralten AKW sind klein und könnten morgen vom Netz - ohne, dass die Schweiz ein Stromversorgungsproblem bekäme.
Was wir brauchen ist eine begrenzte AKW-Laufzeit von 40 Jahren. Die Politik muss diese Verantwortung zurück nehmen, weil sie die Aufsichtsbehörde nicht übernehmen kann. Denn bei solch uralten Reaktoranlagen kann niemand im Voraus sagen, wann und wo es mit welcher Wahrscheinlichkeit «knallen» wird.
» SES-Studie «Risiko Altreaktoren Schweiz» (2014) von Dipl.-Ing. Dieter Majer
