Alte AKW – die Unfallgefahr steigt
Je älter ein Atomkraftwerk wird, desto gefährlicher wird es. Diverse Komponenten – beispielsweise der Reaktordruckbehälter – sind nicht ersetzbar: Auch die beste Nachrüstung macht aus einem VW Käfer keinen VW Golf. Ein weiterer nuklearer Unfall in Europa ist nur eine Frage der Zeit. Die Schweiz betreibt den ältesten AKW-Park der Welt und mit Beznau das älteste AKW der Welt.
Ursprünglich wurden die AKW für 30 Jahre Laufzeit gebaut. Die weltweit durchschnittlich erzielte Lebensdauer eines AKW beträgt momentan 29 Jahre (durchschnittliche Laufzeit bisherig laufender und stillgelegter AKW). Trotzdem sind vor allem in Europa und USA viele Uralt-AKW in Betrieb. In Europa wird es in den nächsten 20 Jahren zu einem AKW-Sterben kommen. Ein Drittel der heute 145 Reaktoren wird aus Altersgründen vom Netz gehen müssen. Deutschland schaltet seine AKW nach 40 Jahren Laufzeit ab. Nach deutschem Regime wären Beznau und Mühleberg längst abgeschaltet. Doch die Schweizer AKW weisen eine unbefristete Betriebsbewilligung auf und laufen gemäss Gesetz «so lange sicher». Was «sicher» heisst, entscheiden die Atomaufsichtsbehörde ENSI und der Geldbeutel der AKW-Betreiber.
SES-Empfehlung
Die SES fordert Eigentümer, Atomaufsicht und Politik auf, das Uralt-AKW Beznau unverzüglich vom Netz zu nehmen und Mühleberg wie geplant spätestens 2019 stillzulegen. Die drei Reaktoren sind nicht nur alt, sondern weisen nachweisliche Sicherheitsmängel auf. Auch die Laufzeit der beiden «neueren» (im weltweiten Vergleich aber dennoch alten) AKW ist zugunsten der technischen Sicherheit aber auch der Planungs- und Versorgungssicherheit fix auf 45 Jahre zu begrenzen. Die SES empfiehlt zudem dringend, die Atomaufsichtsbehörden in der Schweiz zu stärken und strukturell wie personell zu verbessern. Eine fundierte Zweitmeinung und mehr Unabhängigkeit von den Betreibern sind zwingend. Fukushima hat gezeigt, dass das heutige System der Atomaufsicht einen Gau in der Schweiz nicht verhindern könnte.