Atommüll – das strahlende Erbe
Der heutige Schweizer AKW-Park wird radioaktiven Atommüll mit einem Volumen in der Grössenordnung der Bahnhofshalle Zürich hinterlassen. Dieser ist in kleinsten Mengen tödlich und muss eine Million Jahre von der Biosphäre fern gehalten werden. Wie das zu bewerkstelligen sein soll, ist bis heute weltweit unklar. Das aktuelle Konzept der Nagra (Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktive Abfälle) ist nicht fertig gedacht und weist gravierende Sicherheitsmängel auf. Die Nagra hat vor, den Atommüll in 400 bis 900 Meter Tiefe zu vergraben und nach einer kurzen Beobachtungszeit die Stollen wieder zu verfüllen. Über dem Tiefenlager soll wieder eine grüne Wiese wachsen. Wie und ob überhaupt eine Langzeitüberwachung durchgeführt wird, steht heute in den Sternen. Das «Aus den Augen aus dem Sinn»-Prinzip dieser Lösung ist zwar für die AKW-Betreiber preisgünstig, aber für diese Art von Abfällen viel zu gefährlich. Zudem sind sehr viele technische und sicherheitsrelevante Fragen offen, welche die Sicherheit eines Tiefenlagers grundsätzlich in Frage stellen. Das komplexe Vorgehen (Sachplan Geologische Tiefenlagerung) streute vor allem Sand in die Augen der betroffenen Bevölkerung und geht keineswegs dem Sicherheitsprimat nach, sondern dem geringsten politischen Widerstand.
SES-Empfehlung
Müll begrenzen
Die Produktion von Atommüll muss gestoppt werden. Für die SES gibt es für diese Art von Müll keine «Endlösung». Es braucht Lösungen auf Zeit, die es kommenden Generationen ermöglichen, das Problem auf neuen Erkenntnissen basierend zu entschärfen oder auf Unfälle zu reagieren. Eines ist klar: Die Rechnung für den heute «billigen» Atomstrom bezahlen die nächsten Generationen mit teuren Stilllegungs- und Lagerungskosten. Das Atomstromzeitalter dauert noch ein paar Jahrzehnte. Danach beginnt das Atommüllzeitalter – für immer und ewig.
Offene Fragen nicht auf später verschieben
Die ungelösten Fragen im Bereich der Langzeitsicherheit, der Überwachung sowie der Rückholung und Markierung müssen heute geklärt werden. Die sicherheitstechnischen Fragen müssen ebenfalls beantwortet werden, bevor ein Standort gesucht wird.
Marschhalt für Sachplan Geologische Tiefenlagerung
Das im Sachplanverfahren vorgesehene Verfahren hintertreibt das Sicherheitsprimat. Um die bestmögliche Lösung für die radioaktiven Abfälle zu finden, muss die geologische und technische Langzeitsicherheit oberste Priorität haben: Dafür braucht es genaue geologische Untersuchungen in allen Regionen. Zudem muss die Frage nach der sichersten Erschliessung des Lagers geklärt sein (vor allem die Frage nach Schacht oder Rampe). Erst dann kann über die Platzierung der Oberflächenanlage entschieden werden. Das heutige Verfahren entspricht dieser Logik nicht und ist inkonsequent.
Mehr Geld für die Entsorgung
Um die später anfallenden Kosten bezahlen zu können, äufnen die AKW-Betreiber einen Entsorgungsfonds. Doch mit den heutigen Einzahlungen werden sich die Kosten nie decken lassen: Die den Beiträgen der Betreiber zugrundeliegende Kostenstudie wird von Swissnuclear, dem Dachverband der AKW-Betreiber berechnet. Darin werden die Entsorgungskosten bewusst tiefgehalten. Damit nicht der Steuerzahler, sondern die AKW-Betreiber die Entsorgungskosten bezahlen, müssen die Beiträge den Entsorgungsfonds massiv erhöht werden.