Suffizienz - Vom Überfluss zum guten Mass

  • Suffizienz, Effizienz, Konsistenz – so lauten die drei Nachhaltigkeitsstrategien.
  • Suffizienz bedingt ein Weniger an Konsum und Produktion.
  • Suffizienz erfordert Verhaltensänderungen – auf individueller und gesellschaftlicher Ebene.

Die Grenzen der planetaren Belastbarkeit erfordern mehr als Effizienz und Konsistenz. Die Menschheit gefährdet ihre Lebensgrundlagen heute auf vielfältige Weise. Stichworte dazu: zu hoher Ressourcenverbrauch, anhaltender Biodiversitätsverlust, Klimawandel. Die notwendigen Anstrengungen und die Politik konzentrieren sich meist auf rein technologiebasierte Strategien. Dazu zählt die Konsistenz, wo es um geschlossenene Stoffkreisläufe geht, sowie die Effizienz, die durch technische Verbesserung das Verhältnis von Input und Output verbessert. Da sogenannte Reboundeffekte die Nachhaltigkeitsgewinne durch Effizienz und Konsistenz oft zunichte machen, muss ein umfassendes Nachhhaltigkeitskonzept auch die Suffizienz berücksichtigen.

Suffizienz hat historisch seine Herkunft aus der Lebenskunst. Doch inzwischen ist es mehr als Antrieb für die individuelle Lebensgestaltung und zu einer unentbehrlichen Nachhaltigkeitsstrategie geworden. Die Suffizienz fordert eine Reduktion des absoluten Energie- und Ressourcenverbrauchs, das heisst der Produktion und des Konsums. Entsprechend stellt sie die Frage nach der notwendigen Begrenzung und dem richtigen Mass. Dies betrifft oft die individuelle Ebene und erfordert spezifische Verhaltensänderungen. Darunter wird ein bewussterer und genügsamerer Umgang mit Konsum und Verbrauch verstanden, der die Qualität statt die Quantität in den Vordergrund stellt.

Suffizienz auf der gesellschaftlichen Ebene tangiert Fragen der Gerechtigkeit. Das Konzept der Suffizienz steht im Spannungsverhältnis zur aktuellen Konsumgesellschaft und Wirtschaft, welche von unbegrenzten Bedürfnissen und ewigem Wachstum ausgehen. Sofern diese Unendlichkeit nicht gegeben ist, stellen sich Fragen der Gerechtigkeit: Wie viel steht eigentlich jedem und uns allen zu? Auch dem an der Rio-Umweltkonferenz 1992 erarbeiteten Nachhaltigkeitskonzept liegt der Grundsatz der inter- und intragenerationellen Gerechtigkeit zugrunde.

Eine Implementierung von Suffizienz-Massnahmen ist notwendig. Politik, Wirtschaft und Bevölkerung mögen dem Thema beziehungsweise der Notwendigkeit noch grösstenteils skeptisch gegenüberstehen. Dies war auch beim Begriff der Nachhaltigkeit sowie Strategien zur Förderung von erneuerbaren Energien und Energieeffizienz der Fall. Das erste Paket der Energiestrategie 2050 enthält zwar Massnahmen, um den Energieverbrauch zu senken, vertraut jedoch auf technologische Lösungen (Energieeffizienz). Umso dringender, dass die Suffizienz zum Thema wird.